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Systemische Aufstellung
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Systemische Aufstellung
In den letzten Jahrzehnten hat es einen regelrechten Boom an Systemischen Aufstellungen gegeben, das Interesse ist ungebrochen. Was jedoch kaum einer weiß: die Anfänge der Methode liegen bereits fast 100 Jahre zurück. Was ist das Besondere an einer Systemischen Aufstellung? Wo kommt diese zum Einsatz, bei welchen Themen oder Fragen ist eine Systemische Aufstellungsarbeit angezeigt?
Inhaltsverzeichnis
- Was ist Systemische Aufstellung?
- Für welche Themen / Dynamiken kann eine Systemische Aufstellung sinnvoll sein?
- Vorgehen bei Systemischen Themen im Einzelcoaching
- Was ist eine verdeckte Systemische Aufstellung?
- Kritik an Systemischer Aufstellung
Was ist Systemische Aufstellung?
Die Begriffe Systemische Aufstellung oder auch System Aufstellung werden oft synonym für Aufstellungsarbeit im Allgemeinen verwendet. Es handelt sich dabei um eine Methode, Dynamiken und Beziehungen innerhalb eines bestehenden Systems sichtbar zu machen. Dahinter stehen Erkenntnisse aus der Systemtheorie, wonach innerhalb von Systemen bestimmte Ordnungen herrschen, sich die einzelnen Bestandteile bzw. Elemente gegenseitig beeinflussen und miteinander in Wechselwirkung stehen. Ein System ist um Balance bemüht: sobald sich eines seiner Elemente verändert, werden sich auch andere Elemente verändern, um den Ausgleich wieder herzustellen. Durch eine Aufstellung kann diese gegenseitige Einflussnahme sichtbar gemacht werden. So können mögliches Konfliktpotential und Blockaden, aber auch vorhandene Ressourcen und Lösungsansätze aufgezeigt werden.
Definition Systemische Aufstellung
Systemische Aufstellung ist ein Sammelbegriff für Verfahren, bei dem die Mitglieder eines Systems aufgestellt und räumlich miteinander in Beziehung gesetzt werden. Dadurch kann der Einfluss, den die Mitglieder aufeinander haben, visualisiert und bewusst gemacht werden. Je nach System, das näher betrachtet werden soll, gibt es z.B. Familienaufstellungen, Organisationsaufstellungen (verlinken, sobald Texte online sind), Aufstellungen von Teams, Gruppen oder auch inneren Anteilen. Eine ausführliche Erklärung finden Sie unter Definition Aufstellungsarbeit. Zudem gibt es eine Vielzahl von Aufstellungsarten, die mit anderen Methoden kombiniert werden oder sich bestimmte Schwerpunkte gesetzt haben. Meist unterscheiden sich diese Aufstellungsarten durch eine neue Namensgebung oder weltanschauliche Aspekte. Das Grundprinzip ist jedoch ähnlich: In der Systemischen Aufstellungsarbeit können sowohl Personen stellvertretend für die Elemente eines Systems stehen als auch durch Figuren oder Symbole dargestellt werden. Ein Aufstellungsleiter (Systemischer Coach oder Therapeut) lenkt die beteiligten Stellvertreter durch den Ablauf der Systemischen Aufstellung und gibt weitere Anleitungen. Die Ursprünge der Methode liegen bereits im Psychodrama von Jacob L. Moreno, das dieser in den 1920er Jahren entwickelte. Später entwickelte die Familientherapeutin Virginia Satir die Familienskulptur und die Familienrekonstruktion und legte so den Grundstein für Aufstellungsarbeiten.
Für welche Themen / Dynamiken kann eine Systemische Aufstellung sinnvoll sein?
Systemische Aufstellungen sind wirkungsvolle Methoden, um Klarheit zu bekommen und Bewegung in festgefahrene Situationen zu bringen. So macht es zum Beispiel im Coaching, in der Familientherapie oder auch in der Unternehmens- und Organisationsberatung durchaus Sinn, vorhandene, immer wieder auftretende Schwierigkeiten oder Konflikte in einem Gesamtzusammenhang zu sehen. Jeder Mensch beeinflusst beispielsweise seine Familie, während er gleichzeitig von seiner Familie beeinflusst wird. Diese Wechselwirkung lässt sich ebenfalls auf eine Gruppe, eine Firma, ein Team oder eine Organisation übertragen. Eine Systemaufstellung ist allerdings auch aufwändig. Zudem hat nicht jede Schwierigkeit eine systemische Ursache, daher muss oder sollte nicht jedes Anliegen durch eine Aufstellung bearbeitet werden. Sie kann jedoch in Erwägung gezogen werden, wenn Menschen oder Organisationen bereits mehrfach vergeblich versucht haben, eine Lösung zu finden oder immer wieder auf dieselben Schwierigkeiten stoßen.
Beispiele:
In einer Paarbeziehung suchen wir uns oft einen Partner aus, mit dem wir die Beziehung leben können, die wir in irgendeiner Form schon kennen. Meist werden dabei auch Beziehungsmuster oder Dynamiken wiederholt, die wir in unserer Herkunftsfamilie gelernt haben, und die uns vermutlich gar nicht bewusst sind. Eine Aufstellung kann Sinn machen,
- wenn jemand immer wieder an Partner gerät, die untreu oder gewalttätig sind
- wenn Beziehungen immer wieder nach kurzer Zeit scheitern
- wenn sich innerhalb der Familie bestimmte Krankheiten häufen
- bei unerklärlichem beruflichen Scheitern, Pleiten etc.
- und anderen Themen, bei denen ein familiärer Zusammenhang vermutet wird.
In Organisationen oder Unternehmen arbeiten nicht nur Individuen zusammen, sondern auch Teams und Abteilungen. Diese sind ebenfalls Teil eines Systems, arbeiten manchmal gut zusammen, manchmal aber auch gegeneinander. Eine Organisationsaufstellung könnte Licht ins Dunkel bringen, wenn
- sich immer wieder dieselben Fehler im Unternehmen einschleichen, ohne dass andere Ursachen dafür in Frage kommen
- eine hohe Mitarbeiterunzufriedenheit oder – fluktuation zu beobachten ist
- sich problematische Kundenbeziehungen häufen oder aus unerklärlichen Gründen Kunden wegbleiben
- und andere Themenfelder, bei denen ein systemischer Zusammenhang vermutet werden kann.
Vorgehen bei Systemischen Themen im Einzelcoaching
Eine Aufstellung muss nicht zwingend in einer Gruppe von mehreren Personen stattfinden. Auch im Einzelcoaching können sich schließlich Hinweise auf systemische Zusammenhänge zeigen. Meist besteht nicht die Zeit oder die Bereitschaft, auf eine Aufstellung mit Stellvertretern zu warten. Oft ist dies auch nicht nötig. Hier bietet sich der Einsatz von Systembrettern, Aufstellungen mit Figuren oder anderen Hilfsmitteln an. Dabei sind dem Improvisationstalent der Coaches keine Grenzen gesetzt. So kommen nicht selten Materialien aus der Spielzeugkiste der eigenen Kinder zu neuen Ehren: Systemische Aufstellungen mit Playmobil, mit Legofiguren oder Kuscheltieren sind weitverbreitet und sehr hilfreich. Auch viele andere Gegenstände können zweckdienlich eingesetzt werden, etwa Holzklötzchen oder Bausteine. Gerade die Aufstellung mit Symbolen erlaubt es, manche Blockaden, Konflikte oder Allianzen sinnbildlich aufzustellen, ohne sie zunächst konkret zu benennen. Und falls nichts dergleichen zur Hand ist, tut es auch eine Aufstellung mit Karten, Haftnotizzetteln oder Papierbögen. Diese können individuell beschriftet werden und kosten wenig.
Was ist eine verdeckte Systemische Aufstellung?
Von einer verdeckten Aufstellung spricht man, wenn die Stellvertreter nicht wissen, wofür sie aufgestellt werden. Manchmal weiß auch der Klient, dessen Anliegen aufgestellt wird, nicht, wofür die Personen stehen, die er im Raum positioniert. Den Überblick hat in diesem Fall die Aufstellungsleitung.
Beispiel für eine verdeckte Aufstellung:
Ein Mann ist unschlüssig, ob er sich von seiner Partnerin trennen oder bei ihr bleiben soll. Aktuell hat er auch eine Affäre mit einer anderen Frau. Er möchte durch die Aufstellung zu einer Entscheidung kommen. In einer verdeckten Aufstellung können jetzt die Stellvertreter wie folgt besetzt werden (ohne, dass sie wissen, wofür sie stehen): für die Partnerin – für die andere Frau – für die Beziehung zu beiden Frauen („Beides“) und für „Keines von beiden“, also weder die bestehende Partnerschaft aufrechterhalten noch die Affäre fortzuführen. Auch ein Stellvertreter für den Klienten wird eingeplant. Der Klient positioniert die einzelnen Stellvertreter intuitiv, ohne zu wissen, wofür sie stehen. Sobald die Aufstellung startet, notiert sich der Aufstellungsleiter die Äußerungen der jeweiligen Stellvertreter. Wie fühlen sie sich auf der Position? Wer möchte sich auf andere zubewegen, wer möchte Abstand halten? Zu welcher Position fühlt sich der Klient besonders hingezogen, welche hält er auf Distanz? Was fehlt vielleicht in dieser Kombination? Gegen Ende der Aufstellung werden die jeweiligen Positionen aufgedeckt und nochmals die Äußerungen vorgelesen. Hier erhält der Klient viele unbelastete Impulse für seine Entscheidung.
Kritik an Systemischer Aufstellung
System Aufstellungen sind für viele Menschen äußerst hilfreich und zeigen neue Lösungsansätze auf. Dennoch gibt es auch Kritik an dieser Methode. Kritik an Systemischer Aufstellung ist vor allem dann berechtigt, wenn die Aufstellungsleiter keine ausreichende Ausbildung haben oder allzu große Heilsversprechen anbieten. Es ist nicht reglementiert, wer Aufstellungen leiten darf, im Prinzip kann jeder mit etwas Interesse an Psychologie sich zum Aufstellungsleiter berufen fühlen, was ohne entsprechende Ausbildung sehr gefährlich für die Klienten werden kann. Wer an einer Aufstellung teilnehmen möchte, sollte sich den Aufstellungsleiter genau ansehen und darauf achten, dass bei Bedarf eine ausreichende Nachbereitung gewährleistet ist. Zudem sollte man vorsichtig sein bei Störungsbildern, die einer Therapie bedürfen, z.B. Depression oder auch bei einem schweren Trauma. Hier besteht durchaus die Gefahr, dass Themen unkontrolliert zu Tage treten und nicht aufgefangen werden können. Dies ist auch für die Stellvertreter belastend. Aufstellungen sind hier nicht völlig ausgeschlossen, sollten jedoch gut betreut und im Rahmen einer Therapie eingebettet sein.